Sterben soll vorkommen - Podiumsdiskussion in der Anatomie
Am 26. April wurde der historische Hörsaal der Anatomie in der Großen Steinstraße für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt geöffnet, um über ein wichtiges Thema zu sprechen. Es ging um das Sterben, über das man nicht gern redet und das doch jeden irgendwann beschäftigt. Die Podiumsdiskussion Sterben soll vorkommen, die dank der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität an diesem besonderen Ort stattfinden konnte, beleuchtete das Sterben aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Der Abend wurde mit einem wunderschönen Text über Verlust, Trauer und die Geschichte eines Orcas von der halleschen Autorin Jasmin Brückner eröffnet.
Dr. Lilit Flöther, Leiterin des Palliativteams im Universitätsklinikum in Kröllwitz, sprach über den Alltag im Klinikum und die vielen Möglichkeiten, die die Palliativmedizin bietet. Schwester Constanze erzählte den Zuhörerinnen und Zuhörern von der ambulanten Betreuung, von Schmerzlinderung und Versorgung zu Hause. Sie arbeitet seit vielen Jahren im ambulanten Dienst, begleitet Menschen und Familien und weiß, dass der Bedarf an professioneller palliativer Pflege in der Häuslichkeit viel größer als das Angebot ist. Auch Kathrin Dietl vom Heinrich-Pera-Hospiz saß im Podium und berichtete von der Hospizarbeit. Sie betonte, wie wichtig gute Netzwerke sind und stellte das Konzept eines Netzwerkkoordinators vor, der in der Kommune alle relevanten Dienste und Institutionen miteinander verbinden könnte.
Seelsorgerin Maria-Anna Feydt sprach über Ängste und Sorgen von Patienten am Lebensende und darüber, dass Zuhören und Dasein vieles lindern können. Dr. Christiane Vogel vom Institut für Geschichte und Ethik der Medizin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg war als Expertin für das Thema Vorsorge und Patientenverfügung eingeladen und gab einen kleinen Einblick in ein riesiges Thema. Als ACP-Beraterin hilft sie Menschen, die Patientenverfügung entsprechend der eigenen Wünsche auszufüllen. Alle waren sich einig, dass dieses Angebot noch viel zu Wenigen zugänglich ist, auch wenn die Beratungsangebote immer besser werden. So kann z.B. die Betreuungsbehörde in Halle in einem ersten Schritt weiterhelfen.
Nach einer Vorstellung der Gäste und ihrer Arbeit wurden Fragen aus dem Publikum beantwortet. Diese hatten die Anwesenden auf kleine Zettel geschrieben, die eingesammelt wurden. Leider konnten nicht alle Fragen beantwortet werden. Das holen wir in den nächsten Wochen auf unserer Facebook-Seite nach. Am Ende der Diskussion stießen alle gemeinsam auf das Leben und die Gemeinschaft an, denn das Sterben ist ein Thema, das wir als Gesellschaft besprechen müssen. Zwar stirbt man für sich allein, doch unter welchen Umständen, das entscheiden doch wir alle. Es ist noch viel zu reden, zu entscheiden und einzufordern, wenn es um das Sterben geht. Aus diesem Grund war dies sicherlich nicht die letzte Veranstaltung dieser Art.
Fotos: Markus Kotsch