Leben auf der Station
Mindestens einmal in der Woche kommt Jutta Schöpe mit ihrem Hund Karlchen ins Heinrich-Pera-Hospiz, um die Gäste zu besuchen. Die ehemalige Straßenbahnfahrerin war, bevor die Corona-Pandemie alles lahmlegte, schon mit der Hündin Xena im Einsatz. Jetzt freut sie sich, wieder da sein zu können. Mit ihrem tierischen Begleiter bringt sie viel Freude auf die Station und in die Zimmer.
Jutta Schöpe ist seit vielen Jahren als Ehrenamtliche für das Hospiz tätig. Nach dem Tod ihres Mannes hat sie eine Aufgabe gesucht, bei der sie sich einbringen kann. Schon am dritten Tag des Vorbereitungskurses für das Ehrenamt wusste sie: "Das ist meins!". Die Begleitung von sterbenden Menschen ist ihr seitdem eine Herzensangelegenheit, auch wenn das nicht jeder in ihrem Umfeld nachvollziehen kann. "Mein Sohn, zum Beispiel, sagt, er würde sich dieses Leid nicht antun. Dabei ist das hier doch gar kein Leid. Ich kann mit meinem Hund und Handmassagen, mit Vorlesen und Zuhören noch so viel Freude machen. Das ist schön." Jutta hat schon viele Menschen begleitet und es hatten sich manchmal sogar kurze Freundschaften entwickelt. Dann war sie auch mit bei den Beerdigungen und nahm Abschied.
Zurzeit besucht sie mittwochs immer Helmut Ludwig in seinem Zimmer. Herr Ludwig hatte früher einen ähnlichen Hund und freut sich sehr auf Karlchens Besuche und die Gespräche mit Jutta Schöpe. Seit Anfang des Jahres ist er schon bei uns. Erst wollte er nicht im Hospiz sein. "Das war hart, der Gedanke, dass das die letzte Station ist. Ich wusste ja auch gar nicht, was ein Hospiz ist." Jetzt ist er angekommen, erst im alten Haus am Franckeplatz und nun auch im Heinrich-Pera-Hospiz. Fast täglich ist er auf dem Flur unterwegs, manchmal fährt er mit dem Rollstuhl raus in den Garten und wenn das Wetter es zulässt. macht er in der Sonne ein Nickerchen. Auf die Frage, wie es ihm hier bei uns geht, sagt er: "Mir ging es in den letzten Jahren nie so gut wie hier. Alle kümmern sich um mich und sind so lieb. Ich will das gern allen draußen erzählen, damit sie wissen, dass man nicht allein ist. Es gibt Menschen, wie die Schwestern hier, meine Engel, die da sind und haben Zeit. "
Sobald das Wetter besser ist, wollen Jutta Schöpe und Helmut Ludwig eine kleine Runde mit Karlchen spazieren gehen. Dann, wenn die Sonne wieder scheint und der Frühling lockt.