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Kunsttherapie am Lebensende?

Wenn Cornelia Klemenz ein Gästezimmer im Hospiz betritt und sich und ihr Angebot vorstellt, benutzt sie nicht unbedingt das Wort Kunsttherapie. "Das ist für manche Menschen zu groß, zu hoch angesetzt, denn die Gäste hier im Hospiz trauen sich oft nicht, etwas zu gestalten." Dabei geht es bei diesem Angebot gar nicht um große Kunstwerke, sondern um die Möglichkeit, andere Ausdrucksformen zu probieren, mit eigenen Händen etwas zu schaffen, dabei ins Gespräch zu kommen und Erinnerungen anzustoßen.

Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin beschreibt das in ihrem Faltblatt Ein Song, Drama oder rosa? so: "Künstlerische Therapien (Kunst-, Musik-, Theater-, Tanz-, Poesietherapie u.a.) stellen mit ihrem ressourcenorientierten Ansatz ein zentrales Angebot im palliativen und hospizlichen Kontext dar. Ihre vielfältigen Möglichkeiten wirken auf sozialer, physischer und spiritueller Ebene und können so die Lebensqualität verbessern."

Unsere Kunsttherapeutin Cornelia Klemenz arbeitet mit verschiedenen Materialien und Methoden und richtet sich nach dem, was der Gast noch kann und was er will. Manchmal singt sie auch nur ein Lied, oder spielt etwas auf der Flöte.

20220315 Kunsttherapie 4Kugelbild eines GastesEs ist ihr ein Anliegen, wenn es möglich ist, dass die Hände zum Einsatz kommen und am Ende der gemeinsamen Zeit etwas Sichtbares bleibt. Eine Frau konnte die Hände nur noch wenig bewegen und es war für sie unmöglich, einem Stift oder einen Pinsel zu führen. Doch sie konnte noch Papier falten und so entstanden jedes Mal kleine Objekte aus Papier - Sterne, kleine Hildegard-Kästchen oder auch Schmetterlinge. Eine andere Frau hat ein Winterbild mit einem Schlitten gemalt, das sie bei einem späteren Besuch ihrem Bruder zeigte. Sie mussten herzlich über die Zeichnung lachen und begannen, sich über ihre Kindheitserlebnisse auszutauschen.

Wenn der Gast die Erlaubnis gegeben hat, massiert Cornelia Klemenz die Hände. Dafür hat sie einen Kurs respectare® bei Annette Berggötz belegt, bei dem es um den achtsamen Umgang mit Patienten geht. Die darin gelehrte Berührungskompetenz bedeutet vor allem, dass man sich in sein Gegenüber hineinversetzen kann, denn Berührung ist ein Dialog.

20220315 Kunsttherapie 5Kugelbild eines Gastes

Manchmal nehmen Gäste auch nur einen Stein in die Hand, einen, der sich schön anfühlt und der mit seinem Gewicht, das Eigene wieder fühlen lässt.
„Die Menschen in palliativen Lebenssituationen sind mehr als ihre Krankheit. Hier im Hospiz wollen manche Lebensthemen noch Raum haben oder Fragen um das Lebensende stehen an. Es tut den Gästen gut, auch nichtmedizinische Themen anzusprechen. Ich begegne einem Menschen jedes Mal ganz neu, so wie er gerade ist und freue mich über alle kreativen Möglichkeiten, die als Ressource genutzt werden können“ sagt Cornelia Klemenz.

Ihre Arbeit habe sie viel gelehrt: Demut, Respekt vor der Lebensleistung der Menschen und Freude an jeder ganz besonderen Begegnung. "Man lernt die Menschen so kennen, wie sie wirklich sind.“ resümiert sie ihre Arbeit. Nicht für alle Gäste des Hospizes ist das Angebot der Kunsttherapie passend. Manch einer traut sich nicht oder das Bedürfnis nach Ruhe ist größer. Doch einige sagen ja und lassen sich auf Cornelia Klemenz und ihre Arbeit ein. Von einer solchen Begegnung, während der die gezeigten Kugelbilder entstanden sind, erzählt sie im Text Auf dem letzten Weg.


 Auf_dem_letzten_Weg.pdf

Heinrich-Pera-Hospiz Halle (Saale) gGmbH