Ich war überrascht
Angefangen hat alles mit dem „Lernen in fremden Lebenswelten“, einer Fortbildungsveranstaltung, die durch den Kontakt mit Menschen in besonderen Lebensumständen und die Herausforderung, sich unvorhersehbaren Situationen auszusetzen, insbesondere die personale und soziale Kompetenz von Führungskräften fördern bzw. stärken soll.
Ich habe mir das stationäre Hospiz in Halle als meinen „Ort der Herausforderung“ ausgesucht, war ich doch der Auffassung, dass ich mich dort am weitesten aus meiner Komfortzone herausbewegen muss. Ein Trugschluss, wie sich herausstellen sollte.
In der Hospizwoche habe ich ganz viele neue Eindrücke und Einblicke gewonnen, Einblicke einerseits in die Arbeit der im Hospiz Tätigen und andererseits in das Leben der Gäste. Ich war überrascht, wie viel Lebensfreude Menschen noch ausstrahlen können, obwohl das Lebensende quasi mit Händen greifbar ist. Irgendwie hat der Tod dadurch für mich viel von seinem Schrecken verloren. Und ich habe festgestellt, dass ich keinerlei Berührungsängste zu den Gästen hatte. Im Gegenteil…
Ich habe in dieser Woche in besonderem Maße erkannt, wie wichtig es ist, Menschen um sich zu haben, die einen unterstützen und einem in schwierigen Situationen beistehen, die einfach da sind, wenn es darauf ankommt. Nicht jedem ist dieses Glück vergönnt.
Irgendwie entstand dann der Gedanke, genau dies zu tun – anderen beizustehen, für andere da zu sein. Ermutigt durch das Praktikum im stationären Hospiz, reifte der Entschluss, dass ich Menschen am Lebensende und deren Angehörigen meine Hilfe anbieten möchte. Ich möchte ihnen ein Geschenk machen – ein Stück meiner Zeit. Dieses Geschenk wird am Ende nicht nur den Beschenkten glücklich machen…
„Zeit, die wir uns nehmen, ist Zeit, die uns etwas gibt.“ (Ernst Ferstl)
Beate Genetzke, Vorbereitungskurs 2020